Erweiterung der Fußgängerzone, ein Thema, das bewegt!
Seit Wochen beherrschen die Pläne, Holzmarkt und Kornmarkt in den Sommermonaten autofrei zu halten, die Gemüter. Die Gegner haben sich formiert und sich lautstark in der Presse (Anlage) und bei der gestrigen Bürgerversammlung in der Hohen Schule zu Wort gemeldet. Befürworter des Versuchs sind eher verhalten.
Bei der Bürgerversammlung standen die Bedenken und offene Ablehnung im Vordergrund, die Vertreter der Fraktionen zeigten sich zurückhaltend und vom massiven Widerstand beeindruckt. Sie werden wohl einknicken. Von einer breiten politischen Mehrheit für den Versuch noch in diesem Jahr scheint Herborn seit gestern Abend weiter entfernt denn je.
Vermisst haben wir eine Darstellung der Ziele der Massnahme und der geplanten Umsetzung, die der Arbeitskreis, bestehend aus Verwaltung und Fraktionen, auf Grundlage des mit Bürgern erarbeitete Konzepts beraten hatten. Leider kam niemand aus dem Arbeitskreis selbst zu Wort, es wurde nur wenige Folien präsentiert, die viele Fragen offen ließen. Es verwunderte auch nicht, dass konkrete Fragen der Anwohner zum Be- und Entladen, zur Verlagerung der Parkplätze und zur Verkehrsführung ausweichend oder gar nicht beantwortet wurden.
Bei unserem Vor-Ort-Termin am 28. Mai 2022 konnte Bernd Willi Walther als Mitglied des Arbeitskreises alle unsere Fragen beantworten. Der für die Beruhigung vorgesehene Bereich wird nicht zugenagelt, sondern ist weiter für Anwohner und Lieferanten zugänglich. Beim Termin empfahlen wir die Umkehr der Einbahnstraße in der Hainstraße und die Einführung einer „Brötchentaste“ an den Parkscheinautomaten.
Neben lautstarken und mit heftigen Beifall unterstützten „Untergangsszenarien“ wie einst bei der Einführung der bestehenden Fußgängerzone, gab es in der Bürgerversammlung auch berechtigte Kritik.
Mangelnde Kommunikation mit Anwohnern, Betroffenen und Geschäftsinhabern sowie fehlende Informationen zur Bürgerversammlung sowie zum Verkehrsgutachten wurden zu recht kritisiert. Das Verkehrsgutachten aus 2017 soll jetzt im Internet veröffentlicht werden, obwohl der Prozess zur Erstellung bereits unter https://herborn-aktiv.de/verkehrsentwicklungskonzept/ vorgestellt und das Konzept unter https://herborn-aktiv.de/2017/11/20/einzelhandelsentwicklungskonzept-endbericht-steht-zum-download-bereit/ zum Download bereit steht. Nur eine Teilnehmende verwies auf die Fundstelle und dass man bereits Vieles angepackt und wie zum Beispiel den Stadtpark auch umgesetzt hat. Den Entscheidungsträgern und Kritikern sei an dieser Stelle nochmals die Homepage https://herborn-aktiv.de empfohlen.
Wie schön es werden könnte, zeigt sich jeden Freitag beim Wochenmarkt und zuletzt beim Erdbeersonntag. Wir verweisen auf die Bilder, die mehr sagen, als tausend Worte. Herborn ist belebt und der öffentliche Raum dient nicht nur dem abstellen von Blech. Viele haben leider immer noch nicht begriffen, dass Mobilität anders gestaltet werden muss und eine Verkehrswende überfällig ist.
Alles in Allem kann man von einer enttäuschenden Veranstaltung sprechen, wenn man an einer integrierten zukunftsorientierten Stadtentwicklung interessiert ist. Zum wiederholten Mal müssen wir mangelhafte Kommunikation mit den Bürgern, aber auch zwischen Verwaltung und Politik kritisieren. Bei letzterem hilft eigentlich nur noch eine professionelle Mediation.
Statt über Lösungen zu diskutieren und Ideen zu entwickeln, standen mal wieder Bedenken, Probleme und Hindernisse im Mittelpunkt.
Schade, wieder eine Chance vertan.
Vor-Ort-Termin am 28. Mai 2022
Rund zwanzig Mitstreitende haben die Chance genutzt, sich vor Ort ein Bild zumachen und über Lösungen zu diskutieren
Die Fußgängerzone soll um Holzmarkt und Kornmarkt erweitert werden. Ab der Zufahrt zum Parkplatz soll die Mühlgasse bis zur Hauptstraße gesperrt werden.
Mit dieser Massnahme, die vom 1. Juli bis Oktober befristet ist, soll die Attraktivität dieses Bereiches und der Altstadt insgesamt verbessert werden. Der Wegfall der rund 20 Parkplätze schafft Raum für die Erweiterung der Außenbestuhlung der Cafe’s, vom Armen Icke, der Holzmarktküche und der Kaffeerösterei und erhöht die Aufenthaltsqualität für Jung und Alt.
Bernd Willi Walther, Mitglied des Arbeitskreises der das Konzept erarbeitet hat, kann sich auch vorstellen auf dem Kornmarkt Spiele bereit zu stellen. „Wir sind von unserem Konzept überzeugt und hoffen auf eine breite Zustimmung“.
Die Zufahrt zur unteren Hauptstraße wird über die Turmstraße gesichert, wie man dies schon von der früheren Regelung an Markttagen kennt. Die Anwohner können die verbleibenden Parkplätze außerhalb der Bereich nutzen. Der Zulieferverkehr und kurzzeitiges Be- und Entladen bleiben gesichert.
Im Ergebnis waren sich alle Teilnehmende einig, dass man einen Versuch starten sollte und künftig in den Sommermonaten Kornmarkt und Holzmarkt für Spiel, Spaß und Gastronomie nutzen sollte. Die Anregung, die Einbahnregelung in der Hainstraße umzukehren, wurde aufgenommen und soll geprüft werden.
Kritische Stimmen gab es zur Informationspolitik und zur mangelnden Kommunikation mit den betroffenen Anwohner und Geschäften, die Umsatzeinbußen fürchten und Unterschriften gegen die Sperrung sammeln.
Bernd Willi Walther wies darauf hin, dass „Herborn ist anders“.
„In Herborn flanieren die Menschen und kaufen nebenbei ein, in anderen Städten ist das umgekehrt“.